Glaube + Kirche
Karfreitag
Um 15 Uhr treffen wir uns in der Gemeinde und hören die “Passion” – gestern verhaftet, dann verhört und schließlich zum Tod am Kreuz verurteilt. Kein Freudentag … weder für den Mensch Jesus, noch für seine damaligen Anhänger:innen, noch die Menschen, die auch heute noch an das glauben, was niedergeschrieben wurde.
Der Grund, warum heute “Trauer” angesagt ist: keine festlichen Gewänder, keine Orgel, keine Glocken oder Klingeln. Nur einfach Holzklappern werden eingesetzt. Wer eine Reliquie mit einem (angeblichen) Splitter vom Original-Kreuz besitzt, stellt diese heute aus, damit es verehrt werden kann.
Und nein, ich bin nicht dafür, dass wir (Christen) anderen vorschreiben, ob sie heute fröhlich sein sollen oder nicht, ob sie feiern dürfen oder nicht usw. Wenn wir die Trennung von Kirche und Staat ernst meinen, dürfen wir denjenigen Menschen keine Vorschriften machen, die unseren Glauben nicht teilen oder gar keinem Glauben angehören.
Einen anderen Zugang zu diesen Tagen findet man unter anderem auf katholisch.de.
Gründonnerstag
Bei uns wird die Gründonnerstag-Abendmahlsmesse ab 19:30 Uhr im Gemeindesaal abgehalten. Traditionell mit Fusswaschung – trotz der Renorvierungsarbeiten in der Kirche.
Der Ablauf wird im Artikel »Gründonnerstag: Das letzte Abendmahl« auf dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland sehr gut beschrieben. Auch für Menschen, die es mit dem Glauben an sich und dem römisch-katholischen Ritus im Speziellen nichts am Hut haben.
Gegen 21 Uhr beginnen üblicherweise die persönlichen Gebete, die an die Stunden der Nachtwache nach der Festnahme Jesu erinnern sollen. Früher wurde die Zeit bis Mitternacht von unterschiedlichen Gruppen gestaltet: Frau, Männer, Jugendliche etc. Da die Jugendlichen die letzte Stunde um Mitternacht getragen haben, konnten Sie nach dem Ende des Gottesdienstes zusammen eine Agape einnehmen. Wir haben früher regelmäßig an diesem Abend gemeinsam den Film »Das Leben des Brian« geschaut, da dieser Film am Karfreitag zu denjenigen Film zählte und nach wie vor zählt, die am Karfreitag nicht öffentlich ausgeführt werden dürfen. Diese (Un-)Sitte gilt zwar nach wie vor für das lineare Fernsehen und die Kinos; für Streaming-Dienste wurde eine solche Regelung aber nicht übernommen.
Wenn das Wetter mitmacht – und bisher sieht es dannach aus – werden wir heute Abend keinen Schirm benötigen und ich muss meine Füsse auch nicht die schweren Schuhe quälen.
Ostern 2024
Noch ein paar Tage und dann ist (wieder) Ostern. Für die einen ein paar arbeitsfreie Tage (Karfreitag, Ostermontag), für andere die Essenz ihres Glaubens (Verrat, Leiden, Tod am Kreuz, Auferstehung). Und in Deutschland jedes Jahr aufs Neue ein Quell der Aufregung, vor allem bei denjenigen die nicht Christen sind und die keine Beziehung zum Karfreitag als stillen Trauertag haben.
Karfreitag feiern und fröhlich sein – das verbietet dir der Staat.
Moment mal: haben wir in Deutschland nicht eine Trennung von Staat und Kirche? Nur dann, wenn es darum geht, dass der Staat sich nicht in die „internen Angelegenheiten“ der Kirche einmischt. Eigenes Arbeitsrecht, eigene Justiz – schließlich wurde beim Mißbrauch durch Kirchenmänner bisher kein Strafverfahren eröffnet. Die Kirche darf ihre eigene Aufklärung betreiben und entscheidet selbstständig darüber, welche Konsequenzen zu ziehen sind. Und wenn die eigenen Gutachten kein gutes Licht auf die Kirchenvertreter wirft, werden diese Gutachten einfach weggeschlossen. Wenn es darum geht, dass die Kirche sich aus den Angelegenheiten des Staates heraushalten soll, gibt es immer wieder Sonderrechte (z.B. Vertreter der Kirchen im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk, Einzug der Kirchensteuer durch den Staat usw.)
Wenn wir es ernst meinen würden mit Trennung von Kirche und Staat, würden wir vieles ändern, so dass den Worten, Taten folgen … aber wir meinen es nicht ernst, denn die Taten bleiben aus.